Die Bibel ist ein Buch oder besser eine Sammlung von Büchern, insgesamt sind es 66, die eigentlich niemanden kalt lassen: Die einen halten sie für ein Märchenbuch,
andere für eines der bedeutendsten literarischen Werke der Weltliteratur, andere bezeichnen sie als das "Buch der Bücher" und für den gläubigen und lebendigen
Christen ist sie die Grundlage, das Fundament, des christlichen Glaubens.
Im Extremfall kann die Bibel auch zu einer Art "Brett vor dem Kopf" werden, nämlich dann, wenn es zu einem unguten und unfrei machenden Gesetzesglauben kommt.
Einen solchen verbissenen "Glauben", der eigentlich kein Glaube mehr ist, würde ich als den "Fundamentalismus" bezeichnen, wie er in einem negativen Sinne verstanden wird.
Falsch wäre es hingegen, einen gläubigen Christen, der sich am Wort Gottes orientiert und dieses zur Grundlage seiner Existenz gemacht hat, als "Fundamentalisten" zu bezeichnen.
Nach dem Selbstzeugnis der Bibel, ist diese vom Geist Gottes eingehaucht. Und damit ist sie nicht "irgendein Buch", in dem man ersonnene Geschichten fixiert und Regeln für
das Leben konstruiert hat, sondern ein Buch, hinter dem Gott selbst steht und an das er sich gebunden hat.
Und hier kommt jetzt der Begriff "Inspiration" ins Spiel, der bestimmte Probleme mit sich bringt, die schon damit beginnen, dass sich die Inspiration, im klassischen Sinne
überhaupt nicht beweisen lässt, sondern bereits eine Glaubensfrage ist.
Tatsächlich gibt es zur Wahrheit der Bibel nur einen einzigen sachgemäßen Zugang: Und das ist der Glaube. Nur der Glaubende erkennt! Dass aber ein Mensch glaubt,
verdankt er letztlich dem geisterfüllten Wort Gottes, das seine Autorität an ihm überzeugend erwiesen hat. Daraus ergibt sich eine Art geschlossener Zirkel: "Aus Glauben
in Glauben". Wer sich in diesem Kreis bewegt, stimmt der Lehre von der Inspiration zu, und zwar aufgrund der Autorität Christi und aufgrund der inneren geistlichen Erfahrung,
nicht aber aufgrund von Vernuftargumenten (so die Aussagen des Bibellexikons).
Eine solche Sicht ist ganz klar "unwissenschaftlich". Und jemand, der die wissenschaftliche Methodik als "Königsweg", verabsolutiert hat, wird natürlich Schwierigkeiten
mit dem Weg haben, den der Glaube geht. Wenn er aber ehrlich ist, wird er zugeben müssen, dass es im Leben ganz wesentliche und unverzichtbare Dinge, wie Gefühle,
Liebe, Glück, Erfüllung - und eben auch Glauben - gibt, die sehr real und lebensnotwendig sind, ohne dass man sie deshalb wissenschaftlich verifizieren könnte. Ganz im
Gegenteil: Wer so etwas ernsthaft versuchte, würde bald als Un-Mensch und gefühlskalter
Technokrat wahrgenommen und mit einer solchen Haltung Schiffbruch erleiden.
Die Inspiration setzt hier eine ganz andere Geisteshaltung voraus. Wie die Inspiration,
das "Einhauchen" gottgewirkter Erkenntnisse, bei den einzelnen Schreibern der Bibel
abgelaufen ist, bleibt ein Geheimnis. Hier war in allen Teilen Gott am Wirken, weshalb
es Menschen nicht möglich ist, sich in einen Bewußtseinszustand zu versetzen, in dem
ihnen göttliche Botschaften offenbart werden.
Hinsichtlich der Inspiration wurden verschiedene Vorstellungen entwickelt. Bekannt sind
hier die Begriffe Verbal- und Realinspiration. Ersteres bedeutet, dass dem Schreiber der
genaue Wortlaut eingegeben wurde, während bei der Realinspiration der Schreiber die
Dinge dem Sinn nach vermittelt wurden. Ob solche Einteilungen - über die zum Teil kräftig
gestritten wird - sinnvoll sind, scheint fraglich. Aus dem Selbstzeugnis der Schrift ist nur
so viel erkennbar, dass alle Schrift von Gott eingegeben ist und wer sich für die Bibel
interessiert merkt, dass der persönliche Stil des Schreibers dabei erhalten blieb.
Ob und inwieweit an der Bibel etwas dran ist, ob und inwieweit man sich auf sie als göttlich inspiriertes Wort verlassen kann, erfährt man nur im glaubenden unmittelbaren
Umgang mit dem Wort Gottes. Hier bestätigen sich dann deren Aussagen, ohne dass
man im Letzten erklären könnte, warum das so ist. Und dabei wird dann klar, dass es
tatsächlich auf den genauen Wortlaut ankommt, weil schon geringe Abweichungen
zu völlig anderen Sinninhalten führen. Aber auch hier ist es der Geist Gottes, der dem
Leser Herz und Verstand auftun und weiten muss.
Die Aufgabe einer seriösen Forschung kann deshalb nur sein, den genauen ursprünglichen Wortlaut und den damit gemeinten ursprünglichen Sinn zu erkunden und darüber
zu wachen, dass sich Bibelübersetzungen so genau wie möglich an den als zutreffend
erkannten Grundtexten orientieren.
Ich persönlich halte sehr viel von der Chicagoer Eklärung - man kann sie im Internet nachlesen - die sich in wenigen, klaren Artikeln, trotz aller zeitbedingten Widerstände
und Angriffe, zur göttlichen Inspiration der Bibel und deren Irrtumslosigkeit bekennt.
Hier ist der Glaube gefordert.
Nach meiner Erfahrung kommt man sehr schnell ins Schleudern und auf Abwege wenn
man hier Abstriche macht. Die ganzen Irrungen und Wirrungen, die in der heutigen
christlichen Verkündigung festzustellen sind, sind die Folge solcher Anpassungen.
Bislang hat sich in Deutschland die Freie Theologische Hochschule in Gießen an der
Chicagoer Erklärung ausgerichtet, allerdings um den Preis, nicht als Hochschule anerkannt zu sein. Darunter hat man wohl immer etwas gelitten, weshalb man, um den Preis
einer scheinbar geringfügigen Anpassung, anfangs Mai 2008, die Anerkennung durch den
Wissenschaftsrat erhielt. So ist jetzt nicht mehr von der "unwissenschaftlichen" Prämisse
der Irrtumlosigkeit der Schrift sondern davon die Rede, dass man sich am ursprünglichen
Text der Bibel orientiert. Das anfangs einfache und klare Bekenntnis ist einer differenzierteren
Beschreibung gewichen, die unterschiedlich verstanden werden kann.
Zwar betont man seitens der Leitung, dass sich im Grunde nichts geändert hat. Man wird
hier aber abwarten müssen. Es bleibt die Frage, was besser ist: Treu zu Gottes Wort stehen
um Menschen für das ewige Leben retten oder sich anzupassen um in der Welt anerkannt
zu sein.
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